Strategie & Konzeption // 14.06.2018
Leipzig sieht in der Elektromobilität eine große Chance für die Wirtschaft und eine Verbesserung der Lebensqualität. Daher hat die Stadt einen Maßnahmenplan „Leipzig – Stadt der intelligenten Mobilität“ gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren erarbeitet. Seit der Verabschiedung des Elektromobilitätsgesetzes sind Kommunen befähigt Elektrofahrzeuge beispielsweise durch die Bevorrechtigung beim Parken oder durch die Gewährung zum Zugang von Busspuren, zu privilegieren.
Das Projekt
In Leipzig wurde dies im Zusammenhang mit der Errichtung von 28 Mobilitätsstationen, wovon 26 über E-Ladestationen mit einer Leistung von 22KWh verfügen, realisiert. Dort gibt es die Möglichkeit Elektro-Autos während des Ladevorgangs für 4 Stunden (Höchstparkdauer) kostenlos zu parken. Diese Art der Umsetzung ist wohl überlegt: Die Stationen sind verkehrsgünstig gelegen und bieten die Möglichkeit einfach zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu wechseln, so zum Beispiel vom ÖPNV auf (E-)Auto oder Fahrrad. Letztere stehen ebenso zur geteilten Nutzung (Sharing) zur Verfügung.
Herangehensweise
Als wichtiger Erfolgsfaktor zur Umsetzung des EMoG hat sich die Integration von Einzelmaßnahmen in die städtische Gesamtplanung herausgestellt. Während Einzelmaßnahmen oft für sich stehen bleiben und eine geringe Wirkung hinsichtlich einer gezielten Beeinflussung der Verkehrsplanung entfalten, verspricht die Einbettung in ein durchdachtes Rahmenkonzept deutliche höhere Erfolgschancen. Sprich, die Maßnahmen werden besser angenommen und genutzt.
In Leipzig übernimmt die Wirtschaftsförderung der Stadt die Moderationsrolle des Querschnittsthemas Elektromobilität. Sie bringt die verschiedenen Akteure und Interessenvertreter miteinander ins Gespräch und setzt Impulse, um das Thema in der Stadt voranzutreiben.
Wichtige Voraussetzungen
Um Elektromobilität im Allgemeinen, aber auch konkrete Maßnahmen wie die Umsetzung des EMoG voranzutreiben, sollte darauf geachtet werden, dass die Ziele allgemeiner Verkehrsplanung (Stadtentwicklungsplan, Mobilität, Emissionsziele, Klimaschutz etc.) mit den strategischen Zielen einzelner Maßnahmen abgestimmt werden. In Leipzig hat man sich daher dafür entschieden, das EMoG (als Instrument zur Unterstützung von Elektro-Autos) insbesondere im Zusammenhang mit den Mobilitätsstationen anzuwenden. Damit gibt es die Möglichkeit vom E-Auto auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass die Anwendung des EMoG sich positiv auf den Modal Split, d.h. die Erhöhung des Anteils des Umweltverbundes, bestehend aus Rad-, Fuß und Öffentlichen Personennahverkehr, an allen Wegen, auswirkt.
Aktueller Stand
Nach über zwei Jahren Betrieb erfreuen sich die Mobilitätsstationen großer Beliebtheit. Die kostenlose Parkmöglichkeit in Verbindung mit dem Ladevorgang wird zunehmend genutzt. Nicht zuletzt, weil die Nutzenden durch die kostenlose Parkmöglichkeit gegenüber Autofahrern mit konventionellen Antrieben privilegiert sind. Zukünftig soll es zu einer noch stärkeren Integration des E-Ladens in das Produkt kommen. Des Weiteren werden weitere Mobilitätsstationen geplant, an denen zum großen Teil auch E-Lademöglichkeiten und E-Carsharing vorhanden sein sollen.
Parallel wird intensiv an der innerstädtischen Logistik gearbeitet: Zulieferer mit Elektrofahrzeugen sollen es einfacher haben, z.B. durch erweiterte Zeitfenster, in denen nur elektrisch angetriebene Lieferfahrzeuge die Innenstadt befahren dürfen.
Herausforderungen
Da das EMoG noch relativ jung ist, gibt es noch wenig Best Practice Beispiele. Erfahrungswerte mussten und müssen erst noch gesammelt werden. In Bezug auf das kostenlose Parken für Elektrofahrzeuge bedeutete dies in Leipzig, dass in der ersten Phase der Umsetzung zwischen den verschiedenen Ämtern erst ausgehandelt werden musste, wie bspw. mit Falschparkern umgegangen wird: Wer darf mit welchen Voraussetzungen an welcher Stelle wie lange parken?
Als Problem stellte sich hier heraus, dass noch nicht alle Elektroautos über ein E-Kennzeichen verfügen, da es diese Kennzeichen erst seit Einführung des Elektromobilitätsgesetzes im Jahr 2015 gibt. Das Kennzeichen ist Voraussetzung, um an entsprechenden Stellen (kostenlos) parken zu dürfen. Mittlerweile haben die Beteiligten Ämter jedoch gemeinsam eine Lösung in Form einer Verwaltungsvorlage erarbeitet, die eine kulante Übergangsregelung vorsieht, bis sich das E-Kennzeichen in der Masse etabliert hat. D.h. Elektrofahrzeugen werden übergangsweise auch ohne E-Kennzeichen die vorgesehenen Park-Privilegien eingeräumt.
Erfolge
Die Nutzung der bevorzugten Parkmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge hat mittlerweile eine hohe Akzeptanz erreicht. Die Zahl der E-Fahrzeug-Nutzer steigt kontinuierlich. Die kommunale Familie aus Stadtverwaltung und städtischen Unternehmen geht mit gutem Beispiel und von einer Flotte von ca. 120 E-Fahrzeugen voran. Insbesondere die Mobilitätsstationen können eine deutlich steigende Zahl an Park- und Ladevorgängen vorweisen – messbar durch die Anzahl der Park- bzw. Ladevorgänge. Die Stationen sind vor allem auch für Pendler attraktiv, da sie neben der Park- und Lademöglichkeit von einem nahtlosen Wechsel des Verkehrsmittels profitieren.
Wichtige Erfahrungen
– Um das EMoG anwenden zu können ist es wichtig, dass das Thema Elektromobilität bzw. ein grundsätzliches Mobilitätskonzept auf der Agenda der Kommune ist. Dabei sollte das Thema auch mit entsprechenden Kompetenzen verbunden sein um eine Umsetzung vorantreiben und ämterübergreifend durchsetzen zu können.
– Zentral ist der Austausch zwischen den verschiedenen Beteiligten, wie z.B. dem Tiefbauamt, Ordnungsamt aber auch der Wirtschaftsförderung etc. Dieser findet nicht automatisch statt, sondern die Kommunikation muss aktiv gestaltet und moderiert werden. In Leipzig gibt es daher die Überlegung einen Mobilitätskoordinator einzusetzen, der die unterschiedlichen Interessen koordiniert.
– Die Umsetzung des EMoG kann dabei helfen, die Wahrnehmung von Elektromobilität positiv zu beeinflussen, indem Nutzern von Elektrofahrzeugen entsprechende Privilegien eingeräumt werden.
– Elektromobilität kann einen Beitrag zur Verringerung von Lärm-, Schadstoff- wie auch CO2-Emissionen leisten. Als Teil eines integrierten Verkehrskonzepts, welches die intermodale Nutzung verschiedener Verkehrsmittel unterstützt, sowie im Kontext von Sharing-Angeboten, kann Elektromobilität zudem weitere Potenziale entfalten, die sich positiv auf die Luft- und Lebensqualität in Kommunen auswirken.
– Elektromobilität und generell neue Mobilität bieten Chancen für neue Geschäftsmodelle. Die Stadt begreift dies als Chance und unterstützt diese Entwicklung.
Thomas Lingk (Abteilungsleiter) Postanschrift: 04092 Leipzig Tel.: 0341/123-5859Key facts
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