Startseite 5 Praxisbeispiele 5 Gewerbeverkehr 5 Elektrifizierung der Pflegedienst-Flotte der Diakonie Donau-Ries

Gewerbeverkehr // 12.06.2019

Elektrifizierung der Pflegedienst-Flotte der Diakonie Donau-Ries

Der Pflegestützpunkt der Diakonie Donau-Ries unterhält insgesamt 19 Fahrzeuge für den mobilen Pflegedienst. Seit Dezember 2018 befinden sich unter diesen Fahrzeugen sechs batterieelektrisch angetriebene Renault Zoe, von denen vier durch die Beschaffungsförderung des Programms Elektromobilität vor Ort des BMVI gefördert wurden.

Um darüber hinaus eine gute energetische Eigenversorgung zu gewährleisten, wurde auf dem Dach der Diakoniestation in Herkheim eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 30 kW installiert. Diese wurde über ein Förderprogramm der KfW bezuschusst.

Die Anlage würde bei einer Stunde voller Leistung genügen, um eine Batterie von knapp 30 kWh zu laden. Zum Vergleich: die Batteriekapazitäten für Renault Zoes liegen zwischen 22-41 kWh. Zusätzlich wurde in einen intelligenten 75 kW-Akku-Speicher (siehe unten) investiert, um die Leistung der PV-Anlage optimal nutzen zu können. Zwischen der Früh- und Abend-Tour – und natürlich nachts – werden dann die Fahrzeuge nach Bedarf geladen.

Mit der Anschaffung des siebten und achten Fahrzeugs sowie der Ladeinfrastruktur hat die Diakonie Donau-Ries insgesamt rund 300.000 € in die Elektrifizierung ihres Fuhrparks investiert.

Herangehensweise

Bereits im Jahr 2014 hat die Pflegestation ihren Weg in Richtung Elektromobilität eingeschlagen. Der staatlich anerkannte Berater für Elektromobilität (HWK) Matthias Schwarz ist im Rahmen seiner Ausbildung zum Fachberater, welche im damaligen Schaufenster Bayern Sachsen ins Leben gerufen und gefördert wurde, auf die Diakonie zugegangen und konnte den Geschäftsführer Johannes Beck für die Idee der Elektrifizierung der Diakonie-Fahrzeugflotte gewinnen.

Dazu wurden zunächst die bestehenden Routen der Mitarbeitenden erfasst bzw. die Fahrtenbücher ausgewertet und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit analysiert. Dabei zeigte sich, dass die positiven Effekte der Umstellung auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge deutlich überwiegen.

Die beiden wichtigsten Argumente für die Entscheidung waren einerseits emissionsfreien Fahrzeuge, d.h. keinerlei Schadstoffe oder CO2 werden emittiert, andererseits aber auch wichtige wirtschaftliche Vorteile. Die Investitionskosten für die Fahrzeuge, die Photovoltaikanlage und den Speicher sind so kalkuliert, dass sie sich innerhalb von circa 36 Monaten amortisieren. Damit bringt die Elektrifizierung der Flotte neben den ökologischen Vorteilen auch klare wirtschaftliche Argumente mit sich.

Im Jahr 2015 war das Konzept fertig entwickelt und die Diakonie fällte die Entscheidung für die Umsetzung. Da die Voraussetzungen des Konzepts mit den Kriterien der Beschaffungsförderung des BMVI übereinstimmten, wurden im nächsten Schritt ein entsprechender Antrag geschrieben. Insgesamt wurden Fördermöglichkeiten von zwei Aufrufen genutzt.

Im November 2016 erhielt die Diakonie ihren Förderbescheid für die ersten vier Fahrzeuge, die dann sukzessive beschafft wurden. Zwei zusätzliche e-Fahrzeuge wurden über Eigenmittel und Sponsoring beschafft. Im März 2019 erging der zweite Förderbescheid über die Förderung von zwei weiteren Fahrzeugen.

Aktueller Stand

Zusätzlich zur bestehenden Flotte hat die Diakonie im August 2018 einen weiteren Förderantrag im Rahmen des „Sofortprogramm Saubere Luft“ (BMVI) gestellt. Im März 2019 kam die Zusage: es werden zwei weitere Fahrzeuge (Ein VW e-load up! und ein Peugeot iOn) sowie bis zu 8 Ladepunkte mit einer Ladeleistung von > 11 kW gefördert.

Darüber hinaus wurde für zwei Fahrzeuge der Umweltbonus in Höhe jeweils von 2.000 € des BAFA in Anspruch genommen.
Aufgrund der aktuellen Verfügbarkeit, hofft die Diakonie, dass die Fahrzeuge im Laufe des Jahres 2019 beschafft werden können. Wenn das nicht der Fall ist, müsste geprüft werden, ob alternative Fahrzeuge im Rahmen der Förderung beschafft werden können oder ob eine Laufzeitverlängerung der Förderung möglich ist. Ansonsten würden die beantragten Fördermittel verfallen.

Im nächsten Schritt sollen zwei weitere E-Autos angeschafft werden, so dass insgesamt 10 E-Fahrzeuge in der Flotte verfügbar sind. Zusätzlich soll die Leistung der Photovoltaik-Anlage weiter erhöht werden.

Herausforderungen

Der vorhandene Hausanschluss (> 40 kW) kann ohne einen entsprechenden Ausbau mit steigender Zahl an E-Fahrzeugen zunehmend an seine Grenzen kommen. Durch die Versorgung mit Solarstrom kann der Hausanschluss deutlich entlastet werden. Zusätzlich wurde die Ladeleistung bis auf 4×14 A und 2×10 A begrenzt.

Der intelligente Speicher sorgt mit Hilfe eines dynamischen Lastmanagements für eine zusätzliche Optimierung der vorhandenen Strom-Ressourcen.

Bereits zu Beginn der Umsetzung hat der Diakonie-Verband Gespräche geführt und sich für ein hochmodernes Akku-Speichersystem entschieden. Das System stammt von der Varta AG, die zudem einen Preisnachlass für das System von knapp 50% im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojektes gewährt hat.

Durch die intelligente Steuerung werden die Ladevorgänge zeitlich und bzgl. der Ladeleistung so über den Tag verteilt, dass der Hausanschluss möglichst wenig bis gar nicht in Anspruch genommen werden muss.

Neben dem positiven Effekt für die CO2-Bilanz, kann so auch der teure Ausbau des Hausanschlusses vermieden werden.
In der Anfangszeit gab es Unsicherheiten, ob der Akku der Fahrzeuge auch für längere Touren ausreichend ist. Insbesondere im Winter – mit eingeschalteter Heizung – ist der Leistungsbedarf höher. Aus diesem Grund wurden unter anderem zwei Fahrzeuge mit einem größeren Akku und damit größerer Reichweite beschafft. Diese werden von den Mitarbeitenden vorrangig für längere Touren eingesetzt.

Da die Fördergelder immer erst zeitversetzt ausgezahlt werden, müssen die Antragsteller für die Investitionskosten in Vorleistung gehen. Diese Kosten müssen im jeweiligen Haushaltsjahr berücksichtigt werden, damit die Investition getätigt werden kann. Schwierig wird es, wenn sich Förderbescheide länger hinziehen – insbesondere über das Jahresende hinweg – da die Beträge dann häufig in ein anderes Rechnungsjahr fallen.

Erfolge
  • Deutliche Verbesserung der CO2-Bilanz
  • Durch Strom-Eigenversorgung fährt die Diakonie von März bis Oktober nahezu CO2-frei.
  • Rund 1000 € Einsparungen an Personalkosten pro Jahr und pro Fahrzeug, weil Mitarbeitende die Fahrzeuge nicht mehr zum Tanken fahren müssen. Die Tankstelle vor der eigenen Tür zu haben, ist eine große Erleichterung im Arbeitsalltag. Vor allem, wenn viele Touren außerhalb der Stadt (und damit fernab der nächsten Tankstelle) gefahren werden.
  • Die Mitarbeitenden haben sich schnell an neue Fahrzeuge gewöhnt. Auch dank Schulungen mit den Fahrzeugen. Die attraktive E-Flotte kann sogar zur Mitarbeiterzufriedenheit bzw. -bindung beitragen.
  • Deutliche Reduzierung von Energie- und Servicekosten (bis zu 2000 € / Jahr und Fahrzeug)
  • Wichtige Erfahrungen

    Die effiziente Nutzung des jeweiligen Hausanschlusses mit begrenzten Ressourcen wird zunehmend wichtig für alle kleineren Fuhrparkbetreiber, die in die Elektrifizierung ihrer Flotte investieren wollen. Auch bei Tiefgargen und Wohneigentümergemeinschaften sind dieses Thema und insbesondere praxiserprobte Lösungsansätze von zunehmendem Interesse.

    Um neue E-Fahrzeuge – auch aus wirtschaftlicher Sicht – optimal nutzen zu können, erhielten die Mitarbeitenden des Pflegedienstes intensive Schulungen. Diese dienten einerseits dazu sich mit den neuen Fahrzeugen sowie den Ladevorgängen vertraut zu machen. Darüber hinaus gab es Hilfestellungen, um den Fahrstil an die ungewohnt hohe Beschleunigung der Fahrzeuge und die vorhandenen Akku-Ressourcen anzupassen.

    Key facts

    Partner

    Varta
    Matthias Schwarz (Staatlich anerkannter Berater für Elektromobilität (HWK))

    Förderung

    BMVI, BAFA

    Fahrzeuge

    6 E-Fahrzeuge (Erweiterung geplant)

    Ladeinfrastruktur

    30 kW Photovoltaik-Anlage
    75 kW Akku-Speicher
    8 Ladesäulen (Wallboxen) mit jeweils 1 Ladepunkte mit bis zu 22 kW

    Kontakt

    Matthias Schwarz
    Staatlich anerkannter Berater für Elektromobilität (HWK)
    Projektleiter für die Elektrifizierung der Diakonie
    Donau-Ries
    Mühlstr. 23
    86738 Deiningen

    Mail: design-muehle@gmx.de
    Telefon: 09081-25521

    Gewerbe-klein
    Gewerbe-klein-hover
    Flotte-klein
    Opnv-klein
    post-thumnail

    Zukunftstaxi – Emissionsfreie und inklusive Taxen für Hamburg

    Hamburgs Taxi-Flotte soll durch elektrische Antriebe und inklusive Fahrzeuge zukunftsfähig und vor allem klimafreundlicher werden – das ist das

    MEHR ANZEIGEN
    PDF ERSTELLEN (von jeweiliger Seite (linker Bereich))

    Weitere Praxisbeispiele

    Zukunftstaxi – Emissionsfreie und inklusive Taxen für Hamburg

    Zukunftstaxi – Emissionsfreie und inklusive Taxen für Hamburg

    Hamburgs Taxi-Flotte soll durch elektrische Antriebe und inklusive Fahrzeuge zukunftsfähig und vor allem klimafreundlicher werden – das ist das Ziel des Projekts Zukunftstaxi.
    Das Ziel lautet: Hamburg wird ab 2025 nur noch lokal emissionsfreie Taxen zulassen.

    15.08.2023

    eFarm – Grünes Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Nordfriesland

    eFarm – Grünes Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Nordfriesland

    Das von GP JOULE initiierte Verbundvorhaben eFarming GmbH & Co. KG baut in Nordfriesland eine modular erweiterbare grüne Wasserstoff-Infrastruktur auf. Das Projekt eFarm bildet die komplette Kette von der Erzeugung über die Verarbeitung des Wasserstoffs bis zur Nutzung in einer Fahrzeugflotte ab. Die bei der Elektrolyse entstehende Wärme wird in Nahwärmenetzen genutzt.

    05.10.2020

    Landeshauptstadt Stuttgart: Lenkungskreis zum Aktionsplan „Nachhaltigkeit mobil in Stuttgart“

    Landeshauptstadt Stuttgart: Lenkungskreis zum Aktionsplan „Nachhaltigkeit mobil in Stuttgart“

    Auf Initiative des Oberbürgermeisters wurde 2013 der interdisziplinär zusammengesetzte Lenkungskreis „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ ins Leben gerufen. Im 2-Monats-Rhythmus kommen seither auf oberster Ebene alle mit dem Thema Verkehr betrauten Bürgermeister und Geschäftsführer unter der Leitung des Oberbürgermeisters zusammen, um gemeinsam alle laufenden und visionären Verkehrsthemen zu besprechen.

    10.07.2019

    Oberrhein: Interkommunale Vernetzung in Dachmarke „einfach mobil“

    Oberrhein: Interkommunale Vernetzung in Dachmarke „einfach mobil“

    Die Offenburger Dachmarke „einfach mobil“ soll zukünftig auch eine regionale Mobilität zwischen den Nachbarkommunen am Oberrhein (z.B. Lahr, Kehl, Straßburg) bündeln. Initiiert wurde die Dachmarke zur Kommunikation und Vermarktung der Mobilitätsstationen unter Federführung der Stadt Offenburg und ihrer unselbstständigen Tochter Technische Betriebe Offenburg (TBO).

    09.07.2019

    Ludwigsburg: Innovationsnetzwerk

    Ludwigsburg: Innovationsnetzwerk

    Ein stadtinternes Netzwerk wurde 2012 für die Vernetzung der Kommune und lokalen Unternehmen sowie Hochschulen ins Leben gerufen, um innovative Themen lokal zu verankern und Synergien herzustellen.

    26.06.2019

    Zufahrtsbevorrechtigung für Lieferverkehr – die Anwendung des Emog in Essen

    Zufahrtsbevorrechtigung für Lieferverkehr – die Anwendung des Emog in Essen

    Zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität, hat die Stadt Essen 2017 beschlossen, die Anlieferungszeiten in der Fußgängerzone für E-Fahrzeuge im Sine des §3 (4 des EmoG) zu erweitern. Grundsätzlich darf der Lieferverkehr in Essen die Fußgängerzonen nur zwischen 22 und 11 Uhr befahren. Durch die Bevorteilung des emissionsfreien Lieferverkehrs erhofft sich die Stadt mittelfristig eine Umstellung von Logistikleistungen auf umweltfreundliche Antriebe.

    15.05.2019

    Aufbau einer Schnelllade-Infrastruktur für E-Taxis in Stuttgart

    Aufbau einer Schnelllade-Infrastruktur für E-Taxis in Stuttgart

    Bereits seit 2013 engagiert sich die Landeshauptstadt Stuttgart für den Betrieb von elektrisch angetriebenen Taxis. Die Vision ist klar: in Zukunft sollen alle Taxis im Stadtbereich mit elektrischem Antrieb, also emissionsfrei, fahren. Im Jahr 2018 ist mit der Beauftragung zur Errichtung von drei Schnellladestationen für Taxis an zentralen Standorten ein wichtiger Meilenstein erreicht. Im April 2019 soll die Ladeinfrastruktur betriebsbereit sein.)

    19.02.2019

    Die Umsetzung des EmoG in der Landeshauptstadt München

    Die Umsetzung des EmoG in der Landeshauptstadt München

    Das Elektromobilitätsgesetz (EmoG) bietet Kommunen die Möglichkeit, NutzerInnen von Elektrofahrzeugen bestimmte Privilegien einzuräumen. Die Landeshauptstadt München nutzt insbesondere die Aspekte des kostenlosen Parkens und des bevorrechtigen Parkens, die im Folgenden näher vorgestellt werden.

    27.09.2018

    Parken für Elektrofahrzeuge – die Anwendung des EMoG in Leipzig

    Parken für Elektrofahrzeuge – die Anwendung des EMoG in Leipzig

    Leipzig sieht in der Elektromobilität eine große Chance für die Wirtschaft und eine Verbesserung der Lebensqualität. Daher hat die Stadt einen Maßnahmenplan „Leipzig – Stadt der intelligenten Mobilität“ gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren erarbeitet. Seit der Verabschiedung des Elektromobilitätsgesetzes sind Kommunen befähigt Elektrofahrzeuge beispielsweise durch die Bevorrechtigung beim Parken oder durch die Gewährung zum Zugang von Busspuren, zu privilegieren.

    14.06.2018

    ELMO – Elektromobile urbane Wirtschaftsverkehre

    ELMO – Elektromobile urbane Wirtschaftsverkehre

    In dem Projekt „ELMO – Elektromobile urbane Wirtschaftsverkehre“ erforschte das Fraunhofer IML zusammen mit 5 Partnern den Praxiseinsatz elektrischer Nutzfahrzeuge im Bereich innerstädtischer Verkehre. Es werden aktuell noch 10 Fahrzeuge eingesetzt, die jeweils konventionelle Fahrzeuge ersetzen. Von diesen sind 7 bundesweit einzigartig, so zum Beispiel ein 12 t-Fahrzeug mit einer Reichweite von rd. 200km.

    06.05.2018

    Aufbau der Ladeinfrastruktur in Dortmund

    Aufbau der Ladeinfrastruktur in Dortmund

    Die Stadt Dortmund verfügt im Jahr 2017 über eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur. Bereits frühzeitig wurden die Grundlagen dafür gelegt. 2009 wurde dann der umfassende Aufbau einer Ladeinfrastruktur beschlossen.

    17.01.2018