Gewerbeverkehr // 12.06.2019
Die Diakonie Donau-Ries unterhält in 4 Sozialstationen insgesamt 27 e-Fahrzeuge für den mobilen Pflegedienst. Den Anfang machten 2018 sechs Fahrzeugen des batterieelektrisch angetriebenen Renault Zoe, von denen vier durch die Beschaffungsförderung des Programms Elektromobilität vor Ort des BMVI gefördert wurden. In einem zweiten Förderaufruf wurde die Flotte 2019/20 um 2 Skoda Citigo-e und einen Peugeot ION erweitert.
Um darüber hinaus eine gute energetische Eigenversorgung zu gewährleisten, wurde auf dem Dach der Diakoniestation in Herkheim eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 30 kW installiert. Diese wurde über ein Förderprogramm der KfW bezuschusst.
Die Anlage würde bei einer Stunde voller Leistung genügen, um eine Batterie von knapp 30 kWh zu laden. Zum Vergleich: die Batteriekapazitäten für Renault Zoes liegen zwischen 22-41 kWh. Zusätzlich wurde in einen intelligenten 75 kW-Akku-Speicher (siehe unten) investiert, um die Leistung der PV-Anlage optimal nutzen zu können. Zwischen der Früh- und Abend-Tour – und natürlich nachts – werden dann die Fahrzeuge nach Bedarf geladen.
Mit der Anschaffung des siebten und achten Fahrzeugs sowie der Ladeinfrastruktur hat die Diakonie Donau-Ries damals insgesamt rund 300.000 € in die Elektrifizierung ihres Fuhrparks investiert. Inzwischen weit über eine halbe Million Euro.
Bereits im Jahr 2014 hat die Pflegestation ihren Weg in Richtung Elektromobilität eingeschlagen. Der staatlich anerkannte Berater für Elektromobilität (HWK) Matthias Schwarz ist im Rahmen seiner Ausbildung zum Fachberater, welche im damaligen Schaufenster Bayern Sachsen ins Leben gerufen und gefördert wurde, auf die Diakonie zugegangen und konnte den Geschäftsführer Johannes Beck für die Idee der Elektrifizierung der Diakonie-Fahrzeugflotte gewinnen.
Dazu wurden zunächst die bestehenden Routen der Mitarbeitenden erfasst bzw. die Fahrtenbücher ausgewertet und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit analysiert. Dabei zeigte sich, dass die positiven Effekte der Umstellung auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge deutlich überwiegen.
Die beiden wichtigsten Argumente für die Entscheidung waren einerseits die emissionsfreien Fahrzeuge, d.h. keinerlei Schadstoffe oder CO2 werden emittiert, andererseits aber auch wichtige wirtschaftliche Vorteile. Die Investitionskosten für die Fahrzeuge, die Photovoltaikanlage und den Speicher sind so kalkuliert, dass sie sich innerhalb von circa 36 Monaten amortisieren. Damit bringt die Elektrifizierung der Flotte neben den ökologischen Vorteilen auch klare wirtschaftliche Argumente mit sich.
Im Jahr 2015 war das Konzept fertig entwickelt und die Diakonie fällte die Entscheidung für die Umsetzung. Da die Voraussetzungen des Konzepts mit den Kriterien der Beschaffungsförderung des BMVI übereinstimmten, wurden im nächsten Schritt ein entsprechender Antrag geschrieben. Insgesamt wurden Fördermöglichkeiten von zwei Aufrufen genutzt.
Im November 2016 erhielt die Diakonie ihren Förderbescheid für die ersten vier Fahrzeuge, die dann sukzessive beschafft wurden. Zwei zusätzliche e-Fahrzeuge wurden über Eigenmittel und Sponsoring beschafft. Im März 2019 erging der zweite Förderbescheid über die Förderung von zwei weiteren Fahrzeugen. Alle weiteren, neben 5 e-Twingos und einem Nissan Leaf, vorrangig e-Ups, wurden über das Förderprogramm Sozial&Mobil angeschafft.
Damaliger Stand
Zusätzlich zur bestehenden Flotte hat die Diakonie im August 2018 einen weiteren Förderantrag im Rahmen des „Sofortprogramm Saubere Luft“ (BMVI) gestellt. Im März 2019 kam die Zusage: es werden zwei weitere Fahrzeuge (Ein VW e-load up! und ein Peugeot iOn) sowie bis zu 8 Ladepunkte mit einer Ladeleistung von mehr als 11 kW gefördert.
Darüber hinaus wurde für zwei Fahrzeuge der Umweltbonus in Höhe jeweils von 2.000 € des BAFA in Anspruch genommen.
Aufgrund der damaligen Verfügbarkeit, hoffte die Diakonie, dass die Fahrzeuge im Laufe des Jahres 2019 beschafft werden könnten. Im anderen Fall hätte geprüft werden müssen, ob alternative Fahrzeuge im Rahmen der Förderung beschafft werden können oder ob eine Laufzeitverlängerung der Förderung möglich ist. Ansonsten wären die beantragten Fördermittel verfallen.
In weiteren Schritten wurden weitere e-Autos angeschafft und auch drei weitere Diakoniestationen in die Umstellung mit einbezogen, so dass heute insgesamt 27 e-Fahrzeuge in der Flotte verfügbar sind. Zusätzlich wurde die Leistung der Photovoltaik-Anlage weiter erhöht.
Herausforderungen
Der vorhandene Hausanschluss (> 40 kW) kam mit der steigenden Zahl an E-Fahrzeugen zunehmend an seine Grenzen und wurde auf 150kW erhöht. Durch die Versorgung mit Solarstrom kann der Hausanschluss auch entlastet werden. Zusätzlich werden die einzelnen Wallboxen mit 8A – 12 A begrenzt, angepasst je nach den Touren der einzelnen e-Fahrzeuge.
Der intelligente Speicher sorgt mit Hilfe eines dynamischen Lastmanagements für eine zusätzliche Optimierung der vorhandenen Strom-Ressourcen.
Bereits zu Beginn der Umsetzung hat der Diakonie-Verband Gespräche geführt und sich für ein hochmodernes Akku-Speichersystem entschieden. Das System stammt von der Varta AG, die zudem einen attraktiven Preisnachlass für das System im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojektes gewährt hat.
Durch die intelligente Steuerung werden die Ladevorgänge zeitlich und bzgl. der Ladeleistung so über den Tag verteilt, dass der Hausanschluss möglichst wenig bis gar nicht in Anspruch genommen werden muss. Neben dem positiven Effekt für die CO2-Bilanz, kann auch bei weiterem Flottenausbau eine weitere Erhöhung des Hausanschlusses vermieden werden.
In der Anfangszeit gab es Unsicherheiten, ob der Akku der Fahrzeuge auch für längere Touren ausreichend ist. Insbesondere im Winter – mit eingeschalteter Heizung – ist der Leistungsbedarf höher. Aus diesem Grund wurden unter anderem zwei Fahrzeuge mit einem größeren Akku und damit größerer Reichweite beschafft. Diese werden von den Mitarbeitenden vorrangig für längere Touren eingesetzt.
Da die Fördergelder immer erst zeitversetzt ausgezahlt werden, müssen die Antragsteller für die Investitionskosten in Vorleistung gehen. Diese Kosten müssen im jeweiligen Haushaltsjahr berücksichtigt werden, damit die Investition getätigt werden kann. Schwierig wird es, wenn sich Förderbescheide länger hinziehen – insbesondere über das Jahresende hinweg – da die Beträge dann häufig in ein anderes Rechnungsjahr fallen.
- Deutliche Verbesserung der CO2-Bilanz
- Durch Strom-Eigenversorgung fährt die Diakonie von März bis Oktober nahezu CO2-frei.
- Eigenverbrauchsquote liegt im Jahresmittel um die 90%
- Rund 1000 € Einsparungen an Personalkosten pro Jahr und pro Fahrzeug, weil Mitarbeitende die Fahrzeuge nicht mehr zum Tanken fahren müssen. Die Tankstelle vor der eigenen Tür zu haben, ist eine große Erleichterung im Arbeitsalltag. Vor allem, wenn viele Touren außerhalb der Stadt (und damit fernab der nächsten Tankstelle) gefahren werden.
- Die Mitarbeitenden haben sich schnell an neue Fahrzeuge gewöhnt. Auch dank Schulungen mit den Fahrzeugen. Die attraktive E-Flotte kann sogar zur Mitarbeiterzufriedenheit bzw. -bindung beitragen.
- Deutliche Reduzierung von Energie- und Servicekosten (bis zu 2000 € / Jahr und Fahrzeug)
Erfolg exemplarisch in Zahlen
Alleine für die Diakoniestation Deiningen mit 4 e-Ups, ergab sich im letzten Jahr bei einer Jahresgesamtleistung von 165.000 km eine Einsparung an Spritkosten von ca. 14.000,- € gegenüber den Stromkosten (Effekt wird durch die auch dort gebaute PV-Anlage erhöht).
Damit konnte nicht nur auch das Geschäftsgebäude günstig mit sauberem Strom versorgt werden, sondern auch insgesamt ca. 23,5 to. Co2 eingespart werden.
Wichtige Erfahrungen
Die effiziente Nutzung des jeweiligen Hausanschlusses mit begrenzten Ressourcen wird zunehmend wichtig für alle kleineren Fuhrparkbetreiber, die in die Elektrifizierung ihrer Flotte investieren wollen. Auch bei Tiefgargen und Wohneigentümergemeinschaften sind dieses Thema und insbesondere praxiserprobte Lösungsansätze von zunehmendem Interesse.
Um neue e-Fahrzeuge – auch aus wirtschaftlicher Sicht – optimal nutzen zu können, erhielten die Mitarbeitenden des Pflegedienstes intensive Schulungen. Diese dienten einerseits dazu sich mit den neuen Fahrzeugen sowie den Ladevorgängen vertraut zu machen. Darüber hinaus gab es Hilfestellungen, um den Fahrstil an die ungewohnt hohe Beschleunigung der Fahrzeuge und die vorhandenen Akku-Ressourcen anzupassen.
Eine sorgfältige Auswahl von möglichst zuverlässigen e-Autos erhöht die Betriebssicherheit deutlich. Kosten für Ladeinfrastruktur und elektrische Anbindung sind nicht zu unterschätzen.
Varta BMVI, BAFA, Sozial&Mobil 10 e-Fahrzeuge (Erweiterung geplant) 56 kWp von 3 Photovoltaik-Anlagen Matthias Schwarz Mail: design-muehle@gmx.deKey facts
Partner
Matthias Schwarz (Staatlich anerkannter Berater für Elektromobilität (HWK))Förderung
Standort Herkheim
Ladeinfrastruktur
75 kW Akku-Speicher
10 Wallboxen gesteuert über LastmanagementKontakt
Staatlich anerkannter Berater für Elektromobilität (HWK)
Projektleiter für die Elektrifizierung der Diakonie
Donau-Ries
Mühlstr. 23
86738 Deiningen
Telefon: 09081-25521