Seite wählen
Startseite 5 Praxisbeispiele 5 Kommunale Flotte 5 BARshare – Kommunales E-Carsharing im Landkreis Barnim

Kommunale Flotte // 24.05.2021

BARshare – Kommunales E-Carsharing im Landkreis Barnim

BARshare ist ein kommunal verankertes, stationsbasiertes E-Carsharing-Angebot der Kreiswerke Barnim für die Menschen im Landkreis Barnim in Brandenburg. An insgesamt 23 Stationen stehen im Jahr 2023 bereits 44 elektrische PKW und 6 elektrische Lastenräder und Pedelecs zur Verfügung. Diese werden sowohl von der Kreisverwaltung, von Unternehmen und Barnimer Institutionen als auch von Privatpersonen gemeinsam genutzt.

Das Ziel von BARshare ist es, ein klimafreundliches und gemeinwohlorientiertes Mobilitätsangebot für möglichst viele Menschen im Landkreis zu etablieren. Ein Vorhaben, das insbesondere im ländlichen Raum mit größeren Fahrdistanzen und geringerem ÖPNV-Angebot eine Herausforderung darstellt.

Wie funktioniert das Modell?

Das E-Carsharing-Modell basiert auf dem Hauptnutzer-Mitnutzer-Prinzip. Das heißt, die Fahrzeuge werden sowohl dienstlich als auch privat genutzt. Hauptnutzerin oder Hauptnutzer sind zum Beispiel Verwaltungen, Unternehmen oder Vereine. Diese buchen innerhalb eines vereinbarten Zeitrahmens ein festes Stundenkontingent der Fahrzeuge von mindestens 30 Stunden pro Woche für ihre Zwecke. Während dieses Hauptnutzungszeitraums können sie die jeweiligen Fahrzeuge langfristig im Voraus für dienstliche Fahrten buchen und nutzen. Außerhalb dieser Zeiten können Privatpersonen als Mitnutzerinnen oder Mitnutzer die Fahrzeuge per App oder Website buchen.

Die 23 Stationen der Fahrzeuge befinden sich meist in unmittelbarer Nähe zu einer Institution, die gleichzeitig Hauptnutzerin oder Hauptnutzer ist. Dadurch wird eine Grundauslastung garantiert und ein Teil der Betriebskosten für den jeweiligen BARshare-Standort gedeckt.

Für die Nutzung von BARshare ist eine einmalige Registrierung sowie eine Führerschein-Validierung nötig, welche halbjährlich erneut erfolgt. Anschließend können Fahrzeuge auf der Website www.barshare.de bzw. über die kostenlose BARshare-App gebucht werden. Die Ausleihe und Rückgabe erfolgt am jeweils gleichen Standort.

Sollte bei längerer Ausleihe ein Zwischenladen nötig werden, so können die BARshare-Fahrzeuge neben den Heimstationen auch kostenlos an den rund 95 Ladepunkten des emobility Ladenetzes Barnim geladen werden.

Wie das Ausleihen eines Fahrzeugs funktioniert, zeigt BARshare anhand eines kurzen Videos:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kostenmodell

BARshare-Hauptnutzerinnen und Hauptnutzer zahlen einen monatlichen Festbetrag in Abhängigkeit der Nutzerstunden pro Woche. Dieser enthält ein All-Inclusive-Paket, in dem Reinigung, Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge, die Versicherung, ein digitales Fahrtenbuch sowie die Nutzung des Buchungssystems enthalten sind.

Das Preismodell für BARshare-Mitnutzerinnen und -Mitnutzer setzt sich aus einem Stundenpreis sowie einer Kilometerpauschale zusammen. Der Stunden- und Tagespreis variiert je nach Fahrzeugmodell.

Fahrzeuge und Infrastruktur

Im Jahr 2023 stehen insgesamt 44 elektrische PKW zur Verfügung, darunter die Modelle Renault ZOE Z.E. 40 LIFE, Renault ZOE Z.E. 50 EXPERIENCE, Nissan E-NV 200 EVALIA 200 und Skoda Citigo e iV.

Darüber hinaus gibt es 6 BARshare Fahrräder mit elektrischem Antrieb der Fahrzeugmodelle Lastenpedelec Vitra car:GO und Pedelec Vitra GO.

Jeder PKW hat seine eigene Ausleihstation inklusive einer eigenen Wallbox mit jeweils 22 Kilowattstunden Ladeleistung. Die Einrichtung eines Lademanagements an Standorten mit mehreren Fahrzeugen sorgt dafür, dass vorhandene Netzanschlussleistungen genutzt und teilweise nur minimal erhöht werden müssen. Darüber hinaus ermöglichen die derzeit eingesetzten E-Fahrzeuge Fahrten bis zu einer Reichweite von 360 Kilometern. Die eher wenig genutzten Nachtstunden werden in der Regel zur Aufladung der Fahrzeugbatterien genutzt.

Die Standorte für die Fahrzeuge werden so gewählt, dass sie in geringer Entfernung zu den Hauptnutzerinnen und Hauptnutzern liegen. Darüber hinaus sollen sie rund um die Uhr zugänglich sein und möglichst keine Barrieren wie Schranken o. ä. aufweisen.

Vorteile

Das Projekt BARshare ist so angelegt, dass sich daraus mehrere Vorteile für die verschiedenen Beteiligten ergeben. Durch die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen reduzieren sich insgesamt die Verkehrsbelastung, der Bedarf an Parkplätzen sowie die lokalen CO2-Emissionen.

Für die Einwohnerinnen und Einwohner ebenso wie für Touristinnen und Touristen ist BARshare ein zusätzliches und flexibles Mobilitätsangebot, das unter Umständen sogar das eigene Auto überflüssig macht. Wer nur gelegentlich ein Auto benötigt, kann hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten sparen.

Nicht zuletzt wird die regionale Wertschöpfung gesteigert. Die Instandhaltung und Wartung der Fahrzeuge sowie die Installation der benötigten Ladeinfrastruktur wurde weitgehend durch lokale Betriebe umgesetzt. Des Weiteren werden alle elektrischen Fahrzeuge der BARshare-Flotte mit 100% Ökostrom vom Barnimer Energieversorger Stadtwerke Bernau betrieben. Alle genannten Vorteile sind zentrale Beiträge zur Null-Emissions-Strategie des Landkreises Barnim, welche durch die Kreiswerke Barnim als Tochtergesellschaft umgesetzt werden soll.

Förderungen

Die Umsetzung des Projekts BARshare wurde durch mehrere Förderungen ermöglicht. Das Konzept wurde durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Die erste und zweite Ausbaustufe des Fahrzeugbestands sowie die Errichtung der zugehörigen Ladeinfrastruktur wurden durch das BMDV gefördert. 2019 erhielt das Projekt im Rahmen des Förderprogramms Elektromobilität des BMDV eine erste Förderung. 2020 erhielten Teile des Projekts eine erneute Förderung.

Perspektivisch soll sich das Angebot selbst tragen. Nach vier Jahren Betrieb ist die Tragfähigkeit zwar noch nicht erreicht, aber eine positive Tendenz in den Zahlen erkennbar. Wichtiger als ein schneller Break-Even ist der Aufbau einer nachhaltigen, öffentlichen Mobilitätsinfrastruktur im Barnim, die nicht nur als Beitrag zur Verkehrswende vor Ort, sondern auch Teil der Daseinsvorsorge verstanden werden kann.

Herausforderungen

  • Zum Start von BARshare gab es kaum vergleichbare Angebote mit Erfahrungswerten, an denen man sich orientieren konnte.
  • Vorbehalte und wenig praktische Erfahrungen mit Elektromobilität bei den verschiedenen Nutzungsgruppen stellen eine Hürde bei der Nutzung des Angebots dar.
  • Trotz Förderung von Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur: Für den laufenden Betrieb müssen ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden für Kundenservice, Reinigung/Wartung/Reparatur der Fahrzeuge, Betreuung der Buchungssoftware und Service-Hotline, Marketingaktionen, technische Betreuung der Ladeinfrastruktur usw.
  • Um das Angebot sichtbar zu machen und langfristig zu etablieren, sind kontinuierliche Marketingmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit nötig. Die Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen spielt dabei eine große Rolle.

 

Stand heute & Ausblick

Im Jahr 2023 gibt es bei BARshare über 25 Hauptnutzerinnen und Hauptnutzer mit etwa 900 registrierten Fahrerinnen und Fahrern und zusätzlich ca. 2.600 private Mitnutzerinnen und Mitnutzern. Die Fahrzeuge werden von den Hauptnutzerinnen und Hauptnutzern für dienstliche Fahrten an nahezu jedem Werktag genutzt. Hinzu kommen 100 Buchungen pro Woche durch Privatnutzerinnen und Privatnutzer.

Das Ziel von BARshare ist es weiterhin, möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer für das Angebot zu gewinnen und damit eine effiziente Auslastung der Fahrzeuge zu erreichen. Die aktive Öffentlichkeitsarbeit spielt dafür eine entscheidende Rolle, um proaktiv Vorurteile gegenüber Elektromobilität bzw. gegenüber Carsharing auszuräumen und das Angebot möglichst niedrigschwellig zu bewerben.

Je nach Bedarf wird das Angebot an Standorten und Fahrzeugen erweitert. Dabei werden neben der wirtschaftlichen Perspektive auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt, um das Angebot effizient und nachhaltig aufzustellen.

Workshop-Format „BARshare erfahr:BAR“

Aufgrund der starken Resonanz auf das Projekt bieten die Kreiswerke Barnim seit 2021 das Workshop-Format „BARshare erfahr:BAR“ für andere Kommunen, Stadt- und Kreiswerke, Verkehrsbetriebe und Unternehmen an. Hintergrund ist das große Interesse an der Entwicklung eines kommunalen, elektrischen Carsharing-Angebots.

Ein Workshop dauert 2,5 Tage, findet mit bis zu 15 Teilnehmenden statt und vermittelt einen Überblick über alle relevanten Themen: Von der Ausschreibung und Beschaffung, über Technik, bis zu Rechtlichem, Organisation, Kalkulation und Marketing. Durch praktisches Wissen und Austausch soll anderen Institutionen die Planung und Umsetzung ähnlicher Mobilitätsangebote erleichtert werden.

Der erste Workshop fand im November 2021 statt, weitere Workshops wurden in 2022 durchgeführt, um dem wachsenden Interesse am Projekt zu begegnen und Erfahrungen weiterzugeben.

Hintergrund

Das Angebot BARshare wurde im Juni 2019 von der Kreiswerke Barnim GmbH – eine 100%ige Tochtergesellschaft des Landkreises Barnim – gestartet und als langfristiges Angebot angelegt. Die operative Umsetzung erfolgt durch die Barnimer Energiegesellschaft GmbH.

Den politischen Rahmen für das Angebot bildet die „Null-Emissions-Strategie des Landkreises Barnim“ aus dem Jahr 2008. Diese sieht bereits die Etablierung von Elektromobilität im Zusammenspiel mit regional erzeugten erneuerbaren Energien als Teilschritt für die Verkehrswende im Barnim vor.

Konkretisiert wurde die Strategie im Jahr 2015 durch einen Beschluss des Barnimer Kreistages, der zum Ziel hat, die Barnimer Dienstfuhrparke durch eine klimafreundliche Sharing-Flotte zu ersetzen. Ziel war die Beschaffung einer elektrischen Flotte, die außerhalb der Dienstzeiten niederschwellig von Bürgerinnen und Bürgern sowie Touristinnen und Touristen genutzt werden kann. Bis 2025 sollen 50 Prozent der Dienstflotte elektrifiziert sein. Auf diese Weise will Barnim einen gemeinsamen Beitrag für mehr Klimaschutz leisten, den Parkraum reduzieren und vorhandene Fahrzeuge effizient nutzen.

barshare Fahrzeuge auf Wiese

Key facts

Förderung

Konzept: Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur: BMDV (2019 und 2020)

Fahrzeuge

44 elektrische PKW: Renault ZOE Z.E. 40 LIFE, Renault ZOE Z.E. 50 EXPERIENCE, Nissan E-NV 200 EVALIA 200 und Skoda Citigo e iV.
6 BARshare Fahrräder – mit elektrischem Antrieb: Lastenpedelec Vitra car:GO, Pedelec Vitra GO

Ladeinfrastruktur

22 KW Ladepunkt pro PKW (teilweise mit lokalem Lademanagement)

Kontakt

Barnimer Energiebeteiligungsgesellschaft mbH
Saskia Schartow (Projektleiterin BARshare)
Tel. : 033 34 / 52 62 0 36
Mail: info@barshare.de
Web: barshare.de

Fotos: Torsten Stapel

Gewerbe-klein
Flotte-klein-hover
Opnv-klein
post-thumnail

Smart eFleets – Gemeinsame elektrische Flotte für 5 kommunale Unternehmen

Weniger Fahrzeuge, die durch gemeinsame Nutzung höher ausgelastet werden – Das ist das Prinzip von Smart eFleets, einem gemeinsamen

MEHR ANZEIGEN
PDF ERSTELLEN (von jeweiliger Seite (linker Bereich))

Weitere Praxisbeispiele

Aachen: Mit der Kommunalen E-Flotte zur multimodalen Mobilität

Aachen: Mit der Kommunalen E-Flotte zur multimodalen Mobilität

2016 hat Aachen damit begonnen seine kommunale Flotte zu elektrifizieren. Im Jahr 2021 fahren bereits fast 50% der Flotte mit elektrischem Antrieb. Ein wichtiger Baustein dabei war die Änderung der Dienstfahrtenregelung und damit die Einführung eines multimodalen Mobilitätsangebotes in der Verwaltung.

28.05.2021

Flotte electric: Die Elektrifizierung kommunaler Fuhrparks

Flotte electric: Die Elektrifizierung kommunaler Fuhrparks

Elektromobilität kommt – und Kommunen spielen bei der Entwicklung der Elektromobilität eine herausragende Rolle. Das gilt für die Schaffung guter Infrastruktur und regulatorischer Rahmenbedingungen und insbesondere auch für den Einsatz elektrischer Fahrzeuge in den eigenen Fuhrparks der Kommunen bzw. kommunalen Betriebe.

12.04.2021

Landeshauptstadt Stuttgart: Lenkungskreis zum Aktionsplan „Nachhaltig mobil in Stuttgart“

Landeshauptstadt Stuttgart: Lenkungskreis zum Aktionsplan „Nachhaltig mobil in Stuttgart“

Auf Initiative des Oberbürgermeisters wurde 2013 der interdisziplinär zusammengesetzte Lenkungskreis „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ ins Leben gerufen. Im 2-Monats-Rhythmus kommen seither auf oberster Ebene alle mit dem Thema Verkehr betrauten Bürgermeister und Geschäftsführer unter der Leitung des Oberbürgermeisters zusammen, um gemeinsam alle laufenden und visionären Verkehrsthemen zu besprechen.

10.07.2019

Oberrhein: Interkommunale Vernetzung in Dachmarke „einfach mobil“

Oberrhein: Interkommunale Vernetzung in Dachmarke „einfach mobil“

Die Offenburger Dachmarke „einfach mobil“ soll zukünftig auch eine regionale Mobilität zwischen den Nachbarkommunen am Oberrhein (z.B. Lahr, Kehl, Straßburg) bündeln. Initiiert wurde die Dachmarke zur Kommunikation und Vermarktung der Mobilitätsstationen unter Federführung der Stadt Offenburg und ihrer unselbstständigen Tochter Technische Betriebe Offenburg (TBO).

09.07.2019

Ludwigsburg: Innovationsnetzwerk

Ludwigsburg: Innovationsnetzwerk

Ein stadtinternes Netzwerk wurde 2012 für die Vernetzung der Kommune und lokalen Unternehmen sowie Hochschulen ins Leben gerufen, um innovative Themen lokal zu verankern und Synergien herzustellen.

26.06.2019

Die Umsetzung des EmoG in der Landeshauptstadt München

Die Umsetzung des EmoG in der Landeshauptstadt München

Das Elektromobilitätsgesetz (EmoG) bietet Kommunen die Möglichkeit, NutzerInnen von Elektrofahrzeugen bestimmte Privilegien einzuräumen. Die Landeshauptstadt München nutzt insbesondere die Aspekte des kostenlosen Parkens und des bevorrechtigen Parkens, die im Folgenden näher vorgestellt werden.

27.09.2018

Parken für Elektrofahrzeuge – die Anwendung des EMoG in Leipzig

Parken für Elektrofahrzeuge – die Anwendung des EMoG in Leipzig

Leipzig sieht in der Elektromobilität eine große Chance für die Wirtschaft und eine Verbesserung der Lebensqualität. Daher hat die Stadt einen Maßnahmenplan „Leipzig – Stadt der intelligenten Mobilität“ gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren erarbeitet. Seit der Verabschiedung des Elektromobilitätsgesetzes sind Kommunen befähigt Elektrofahrzeuge beispielsweise durch die Bevorrechtigung beim Parken oder durch die Gewährung zum Zugang von Busspuren, zu privilegieren.

14.06.2018

Aufbau der Ladeinfrastruktur in Dortmund

Aufbau der Ladeinfrastruktur in Dortmund

Die Stadt Dortmund verfügt im Jahr 2017 über eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur. Bereits frühzeitig wurden die Grundlagen dafür gelegt. 2009 wurde dann der umfassende Aufbau einer Ladeinfrastruktur beschlossen.

17.01.2018